ANALYSE/Campbell Soup verblüfft mit Milliarden-Zukauf

(Dow Jones Newswires)

Von Aaron Back

NEW YORK (Dow Jones)--Dieser Zukauf ist für den US-Lebensmittelhersteller Campbell Soup kein Pappenstiel: Mit 2,7 Milliarden US-Dollar ist die Übernahme von Sovos Brands, dem Hersteller von Premium-Tomatensauce, keineswegs ein Schnäppchen. Aber sie ist strategisch durchaus sinnvoll.

In einer Pressemitteilung bezeichnete Campbell-Chef Mark Clouse Sovos als "die überzeugendste Wachstumsgeschichte in der Lebensmittelindustrie". Die Zahlen belegen das. Bei Veröffentlichung seiner Ergebnisse fürs zweite Quartal erklärte Sovos, dass man den organischen Nettoumsatz - ohne den Effekt einer Veräußerung - gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozent gesteigert habe. Als besonders starker Wachstumstreiber erwies sich dabei die Marke Rao's mit einem Plus von 29 Prozent.

Campbell, das die weniger beliebte Nudelsaucenmarke Prego herstellt, will nach eigenen Angaben die beiden Sparten als separate Firmen betrachten, die unterschiedliche Kunden bedienen. Die Saucen von Rao's kosten etwa 8 US-Dollar pro Glas, im Vergleich zu weniger als 3 Dollar für Prego. "Mit dieser tollen Soße werden wir nicht viel herumspielen", betonte Clouse in einer Telefonkonferenz mit Analysten über Rao's. "Diese Qualität ist etwas, bei dem wir äußerst vorsichtig agieren." Campbell kann Rao's weiterhin zum Wachstum verhelfen, indem es sein Fachwissen und seine Ressourcen auf den Feldern Vertrieb, Marketing und Einzelhandel einbringt. Es könne auch Kosten sparen, indem Unternehmensressourcen gebündelt würden und bestimmte Zutaten sowie etwa Gläser gemeinsam beschafft würden, erklären Campbell-Manager.

  Rao's hat schon viel Wachstum hinter sich

Bei der Telefonkonferenz stellten die Analysten in Frage, wie groß der Spielraum für Rao's sei, um weiter zu wachsen. Und sie legten den Finger in die Wunde, dass das Unternehmen bereits große Vertriebszuwächse erzielt habe. Laut einer mit der Angelegenheit vertrauten Person ist Rao's Spitzenprodukt, die Marinara-Sauce im Glas, bereits in rund 80 Prozent der Einzelhandelsgeschäfte im ganzen Land erhältlich. Clouse unterstreicht, dass andere Saucenprodukte in seinem Sortiment etwa 20 Prozentpunkte weniger verbreitet seien. Und er argumentiert, dass Campbell dazu beitragen könne, die nationale Bekanntheit und die Verbreitung der Marke in den Haushalten auszubauen. In diesem Sinne erinnert der Deal ein wenig an Campbells erfolgreiche Übernahme von Snyder's-Lance, die Premiummarken wie Kettle und Cape Cod Chips in das Snackgeschäft von Campbells Pepperidge Farm einbrachte. Der Zukauf half diesen Marken dabei, zu expandieren und landesweit einen größeren Markt zu erreichen. Es sieht weniger nach den gescheiterten Akquisitionen von frischen Salsa- und Smoothie-Marken durch Campbell in der Vergangenheit aus, die das Unternehmen weit außerhalb seiner Kernkompetenz geführt haben.

Die Ausnahme wäre die Premium-Joghurtmarke Noosa von Sovos. Clouse macht vor Analysten keinen Hehl daraus, dass Joghurt seiner Meinung nach auf lange Sicht kein Geschäft für Campbell sei. Dies deutet darauf hin, dass wohl ein Verkauf der Marke ansteht. Er lobt aber auch den Geschmack, die Qualität und das Wachstumspotenzial von Noosa und meint, dass es nicht schwer sein dürfte, eine gute Bewertung für den Vermögenswert zu erzielen. Sovos bietet auch tiefgekühlte italienische Gerichte der Marke Michael Angelo an. Dies könnte dazu beitragen, Campbells bestehendes Pepperidge-Farm-Tiefkühlsortiment, das hauptsächlich aus Kuchen und Gebäck besteht, zu erweitern und es so besser mit Branchenriesen wie Conagra Brands und Nestlé aufzunehmen. Im Tiefkühlsegment ist die Größe von entscheidender Bedeutung, da der Bedarf von Kühllogistik und -versand hohe Kosten verursacht.

  Campbell könnte am Ende mit Integration von Sovos reüssieren

Ein weiteres Fragezeichen ist, wie gut Sovos in Kategorien über die Soße hinaus expandieren kann. Das Unternehmen hat bereits Suppen, Trockennudeln, gefrorene Hauptgerichte und gefrorene Pizzen der Marke Rao's auf den Markt gebracht. Dies sind alles sehr wettbewerbsintensive Kategorien, und insbesondere bei Tiefkühlpizza ist der Preis ein wichtiger Faktor. Eine Rao's-Pizza kostet etwa 17 Dollar, verglichen mit rund 7 Dollar für eine Digiorno-Pizza, die Nestlé gehört. Sovos selbst verfolgt bei seinen Produkten einen aggressiven Preisansatz. Campbell wird 23 Dollar pro Aktie zahlen, was einem Aufschlag von mehr als 27 Prozent auf den Schlusskurs der Sovos-Aktie vom Ende der Vorwoche entspricht. Der Preis summiert sich auf das stolze 19,8-Fache des nachlaufenden Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) vor Synergien auf, erläutert Campbell-Finanzchefin Carrie Anderson. Dennoch deutet Campbells Historie bei der Integration von Premium-Snackmarken darauf hin, dass die Rechnung aufgehen kann. Der Schlüssel wird darin bestehen, zu beweisen, dass die Marke Rao's landesweit die nächste Raketenstufe zünden kann.

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August 08, 2023 03:27 ET (07:27 GMT)